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Warum wir Rechten keine Bühne geben sollten und »#Wir sind mehr« nicht hilft

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2 years ago

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Ich beschäftige mich seit vielen Jahren beruflich eingängig mit der extremen Rechten, ihren Strategien, den Bedingungen ihres Erfolgs. Und mir ist keine Evidenz bekannt, die diese Argumentation stützen würde. Ganz im Gegenteil. 🧵 twitter.com/leseerlaubnis/status/1683161395385315328?s=20
Um es kurz und knapp zu sagen: Bei rechter Propaganda geht es nicht im geringsten darum, was tatsächlich der Fall ist. Ob der diese Abstimmung gewinnt oder nicht ist völlig schnurz piep egal. So oder so wird es propagandistisch genutzt.
Gewinnt er sagt er: Da guck an wir sind die Mehrheit. Noch ein bisschen und wir haben auch die Macht und das Volk darf wieder Volk sein. Gewinnt »Ihr«, sagt er: Da guck an wie gefährlich die sind. Wenn wir die nicht jetzt stoppen, löschen die unser Volk aus.
Weil es eben überhaupt nicht auf Fakten ankommt. In diese verschwörungsideologischen Weltbilder lässt sich alles auf die eine oder andere Art integrieren. Das Ergebnis steht vorher fest und wird so oder so bestätigt.
Da kommt es gerade auf die Reichweite an. Es geht um Diskursverschiebung, damit Verschiebung gesellschaftlicher Machtverhältnisse und damit schließlich Ergreifung formaler Macht. »Wir sind mehr« interessiert dann erst recht nicht mehr.
Oder anders: Qualität > Quantität.
Aber was mache ich mir überhaupt die Mühe. Seit Jahren reden wir uns den Mund fusselig und schreiben uns die Finger wund aber keine*n interessierts.
Lieber aus dem Bauch raus agieren, weils sich gerade gut anfühlt, jahrelang gebetsmühlenartig faseln von »Wehret den Anfängen« während ein Dammbruch nach dem anderen über uns (oder besser: Marginalisierte) hinwegrollt - und dafür auch noch Applaus erwarten. Ich bins so leid..
Unterstelle ich dir nicht. Aber ist es denn wirklich fundiert, dass du diese Meinung nicht teilst? Oder eher ein Bauchgefühl? Ich sehe nichts, woraus sich die Position begründet ableiten ließe. Dafür Jahrzehnte zynischer Überheblichkeit a la Wir=mehr die mit hierher führte.
Achja und wenn »#WirSindMehr« einmal faktisch nicht mehr gilt? Was dann? Hat sich die Position dann erledigt? Ist die extreme Rechte dann »demokratisch legitimiert«? Soll man dann aus dem Weg gehen und Betroffene zum Abschuss frei geben?
Es kommt auf inhaltliche Argumentation an. Denn die hätte Bestand. Auf »Wir sind mehr« dagegen könnten die sich dann auch berufen - und hätten wiedermal Legitimität von ihren vermeintlichen Gegner*innen erhalten. Nur weil die sich strategisch sinnigem Handeln verweigern.
Das kann es doch nicht sein.
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@SebastianLipp@dju.social

@SebastianLipp

Journalist ★ Schwerpunkt: #Nazis und andere Rechte ★ #Allgäu: @AllgaeuRechtsA ★ PGP: F847A316 ★ Angeblich auf der Gehaltsliste des neobolschewistischen Systems.